de | en

Vollgas in Seattle

Queen Anne − Wir treffen Skip bei Dick’s, einer lokalen Burgerkette. Bevor er uns in seinem alten Ford Van nach Hause lotst, probieren wir natürlich einen der preiswerten Burger. Für den Winter hat sich Skip in der Wohnung seiner Eltern eingemietet, die über diese Jahreszeit im warmen Californien weilen. Skip, der zuvor mehrere Monate im Van gelebt hat, kommt dies natürlich gelegen. Mark, ein Freund von Skip, kommt vorbei und leistet uns Gesellschaft während Skip nochmals kurz weg muss. Später gehen wir alle zusammen in einem nahegelegenen mexikanischen Restaurant essen. Zur Verdauung machen wir einen Spaziergang durch das Quartier von Queen Anne. Uns gefällt die Gegend ausgezeichnet. Es ist das Gegenteil der sonst üblichen sterilen Häuser- und Strassenreihen.In Queen Anne sehen die Einfamilienhäuser und Gärten alle verschieden aus. Traditionelle Häuser stehen Seite an Seite mit modernen Bauten. Gepflegte Rasen und geschnittene Bäume grenzen an wilde Gärten. Das Tüpfchen auf dem «i» ist der Kerry Park, eine kleinen aber feine Grünanlage. Die Aussicht auf die nächtliche Skyline von Seattle mit ihrem Wahrzeichen, dem Space Needle, verschlägt uns fast die Sprache. Vor diesem Hintergrund werden manchmal die Nachrichten fürs Fernsehen aufgenommen.

 

«Hightech» − In dennächsten paar Tage nutzen wir die optimale Infrastruktur bei Skip, um an unserer Homepage zu arbeiten. Obwohl Skip’s Bruder Paul und dessen Frau Chris einen Stock höher wohnen, können wir deren Wifi-Signal abfangen. Skip hat uns ausserdem einen uralten Computer vermacht. Von nun an können wir also beide gleichzeitig auf dem Compi arbeiten. Das erspart uns viel Zeit und überflüssige «Büetz» (von Hand schreiben und abtippen). Während sich Lulu nun auf unserem Laptop um die Bilder kümmert, hat Markus die Möglichkeit auf Skip’s altem Notebook Texte zu übersetzen. Oder umgekehrt, wenn zum Beispiel Markus auf dem modernen Notebook die Bilder und Texte in die Seiten reinkopiert und verknüpft, kann Lulu auf dem alten Gerät weiterschreiben. Im Fry’s, einem Elektronikwarengeschäft, kaufen wir ein externes Diskettenlaufwerk. So können wir die Texte vom alten Compi auf den neuen zu transferieren. Nicht gerade die neuste Technik aber es funktioniert.

 

Thai ist nicht gleich Thai − Für Abwechslung im «Arbeitsalltag» sorgen Zola (Paul’s und Chris’ Rotweilerhundedame, die Schweizerdeutsch versteht), Mark, der uns hin und wieder besuchen kommt und die Abende mit Skip. Am Donnerstagabend erkunden wir zum Beispiel das Quartier von Capitol Hill mit seinen vielen Gallerien, Restaurants und Bücherläden. Im Eliott Bay (teils neue und teils gebrauchte Bücher) deckt sich Markus mit Dan Brown’s «Da Vinci Code» ein. Dieses Buch zählt nicht mehr zu den allerneusten, ist aber immer noch sehr populär. Trotzdem ist bis heute noch keine Taschenbuchversion herausgekommen.

Später haben wir uns mit ein paar Freunden von Skip zum Essen verabredet. Es liegt jedoch ein peinliches Missverständnis vor. Zu dritt (Skip, Markus, Lulu) sitzen wir in einem thailändischen Restaurant, studieren die Menükarte und warten auf die Ankunft von Skip’s Freunden. Ein paar Strassen weiter sitzen genau diese Leute in einem anderen thailändischen Restaurant und warten auf uns. Irgendwann löst sich das Missverständnis per Handy auf. Verlegen berichten wir dem Kellner vom Irrtum und verlassen das Restaurant. Victoria, eine ehemalige Studienkollegin von Skip, Wendy und ein weiterer Kollege erwarten uns schon ganz ungeduldig im anderen Lokal. Das Essen ist vorzüglich, die Portionen jedoch eher klein. Vielleicht haben wir uns in der letzten Woche bei Ray und Rose aber auch zu kleinen Vielfrassen entwickelt.

Nach dem Essen suchen wir «Half Price Books», einen weiteren Secondhandbücherladen, auf. Unglaublich, hier findet man Taschenbücher zwischen 50 Cents und einem Dollar!

 

Heimweh − Den Freitagabend verbringen wir zusammen mit Skip und Joe. Alle zusammen gehen wir in ein Seafood Restaurant, in welchem man nach 22 Uhr nur noch die Hälfte bezahlt. So gibt’s für einmal anstatt Pizza oder Burger Muscheln und Fisch. Joe ist wie Skip ein Heimweh-Alaskaner. Beide sind sie im hohen Norden aufgewachsen und später fürs Studium nach Seattle gezogen. Nach ein paar Jahren in den Lower 48 zieht es sie nun wieder nach Alaska. Einziges Hindernis ist das dortige Jobangebot, welches doch eher bescheiden ist. Die beiden sind jedoch zuversichtlich... vielleicht klappt’s als Matrose.

Zurück in Skip’s Wohnung gibt uns Joe eine kurze Kostprobe seiner Gitarrenkünste, die er täglich übt. Später schläft er auf dem Sofa ein, während Skip und wir noch die erste Hälfte eines Films schauen. Uns kommt die Geschichte über einen jungen Mann, der für die Beerdigung seiner Mutter in sein Jugenddorf zurückkehrt und dort alte Freunde trifft, etwas quer rein. Da sind wir ja gespannt, was der zweite Teil, den wir ein andermal schauen, zu bieten hat. (Nicht viel mehr, wie wir vier Tage später herausfinden.)

 

Fremont − Am Samstag hat Skip frei. Er und Joe nehmen uns mit auf eine Rundfahrt durch’s Fremont Quartier, welches ein paar witzige Kunstwerke beherbergt wie zum Beispiel die Rakete, die Lenin Statue oder den Fremont Troll. Diese übergrosse Zementfigur befindet sich unter einer Brücke und stellt einen Troll dar, der einen alten, einbetonierten VW Käfer unter seiner riesigen Hand hält. Wir besuchen ausserdem ein paar Second Hand Läden und eine, bei der lokalen Bevölkerung äusserst beliebte Sandwichbar. Für uns hat es jedenfalls keinen Tisch mehr frei und wir müssen uns in Skip’s geräumigen Van zurückziehen.

 

Rallye − Am Abend findet die Preparty zur morgigen Rallye statt. Das Autorennen wird von Matt, der eine Autogarage (spezialisiert auf alte Volvo’s) besitzt, organisiert. Auch wir sind eingeladen, mit Nanuq an der Rallye teilzunehmen. Da wir jedoch die Stadt kaum kennen und eh zu langsam wären, bevorzugen wir es, bei Skip mitzufahren. Jazzproduzent Fred gesellt sich als viertes Teammitglied hinzu. Ziel der Rallye wird es sein, möglichst schnell zehn vorgeschriebene Punkte in der Stadt anzufahren. Bei jedem der zehn Punkte muss man mit der Polaroid-Kamera ein Foto machen, dass den Ort, das Auto und alle Teammember zeigt. Damit sich niemand einen Vorteil herausschaffen kann, werden die zehn Punkte erst morgen am Start bekannt gegeben. Etwas Doping muss jedoch sein: Um für die Rallye fit zu sein, kochen wir zum Znacht mexikanische Tortillas.

Sonntag, 9. Oktober 2005. Alles ist bereit für die erste Rallye durch Seattle. Einzig die Musikanlage in Skip’s Van will nicht funktioneren. Schnell hat Skip den Schaden behoben und mit Johnny Cash in den Ohren holen wir Fred ab und fahren zum Startgelände in einem Stadtpark. Natürlich wechselt unter Fred’s Kommando sofort der Musikstil... Jazz ist angesagt.

Wir sind die ersten am Start und wärmen uns bei einem kleinen Fussballspiel auf. Langsam trudeln die Teilnehmer der anderen 12 Teams ein. Gleichzeitig drehen Jogger, die am «Lauf für Kinder» teilnehmen, ihre Runden im Park. Wenn dass nur gut geht... Jogger und Rallyefahrer auf der gleichen Strecke!?

Bevor das Autorennen los geht, werden alle Autos inspiziert. Ein Blick unter die Motorhaube und das Vorführen von Licht und Hupe ist für alle obligatorisch. Schliesslich soll bei der Rallye alles mit rechten Dingen zu und her gehen. Jedes Team klebt seine selbst ausgewählte Startnummer auf das Auto. Skip’s Ford ist Nummer 17. Die Nummer drei gehört Mark mit seinem Publikumsliebling und Senior (1956) Morris Minor. Die antike Skiausrüstung auf dem Dach verleiht dem grünen «Chäri» zusätzlichen Charakter. Die restlichen Autos sind mehrheitlich alte Volvo’s. Nebst den aussergewöhnlichen Fahrzeugen sind auch die witzig und bunt gekleideten Rallyeteilnehmer selbst eine Attraktion.

Nach der Autoinspektion werden die zehn anzufahrenden Punkte ausgelost. Kaum sind sie bekannt, ziehen sich die einzelnen Teams zurück und versuchen eine schnelle Route herauszutüfteln. Bei uns übernimmt Fred das Zepter. Als ehemaliger Kurier kennt er die Stadt in und auswendig.

Endlich ist es soweit. Der Start naht. Der «Lauf für Kinder» ist zum Glück vorüber und die Strasseist frei... Alle Rallyeteilnehmer begeben sich zu ihren Autos. Skip hat in seinem Van hinten alle Sitze rausgenommen. Wie bei seinem früheren Modell, will er ihn später zu einem Camper umbauen. Damit er vorübergehend trotzdem Leute herumchauffieren kann, hat er auf dem Flohmarkt zwei alte und gut gepolsterte Theatersessel erstanden und reingeschraubt. Wir nehmen in den bequemen, ohne Sitzgurte ausgerüsteten Sesseln Platz und warten gespannt auf den Start. Auch Skip ist angespannt. Er öffnet nochmals kurz die Motorhaube, die sich im Autoinnern zwischen dem Fahrer- und Beifahrersitz befindet und füllt das Kühlwasser nach. Danach startet er den Motor. John, der Autoinspektor, schwingt die schwarz-weiss karierte Fahne... wir schiessen aus der Pole Position los... aber bereits bei der ersten Kreuzung nehmen wir die falsche Abzweigung und verlieren die hervorragende Ausgangslage. Ausserhalb des Parks beginnt das Verfolgungsrennen. So kurz nach dem Start sind alle Rallyeteilnehmer noch dicht beieinander. Die Fahrer treiben ihre alten Autos zu Höchstleistungen an. Mal auf der linken, mal auf der rechten Seite überholen wir den normalen Sonntagsverkehr... dicht gefolgt von Mark und zwei anderen Rennteilnehmern. Zum Glück ist die Polizei am Sonntagmorgen nicht unterwegs und der Verkehr nicht ganz so dicht wie an Werktagen. Bei Dan’s, einem stadtbekannten Fotogeschäft im University District, entsteht ein riesiges Chaos. Alle Autos fahren praktisch gleichzeitig vor dem ersten Punkt vor und blockieren die Strasse in beiden Richtungen. Die später hinzufahrenden Teams parkieren so vor den bereits anwesenden Autos, dass diese entweder nicht wegfahren oder fotografiert werden können. Auch bei den nächsten beiden Punkten, dem Totem Pole und bei Gasworks Park treffen wir auf andere Rennteilnehmer. Wieder werden alle Tricks angewendet um einander zu blockieren und zu Umwegen zu zwingen. Danach verteilen sich die Autos und schon bald sind wir alleine unterwegs. Wir klappern Dick’s, 5 Spot Cafe in Queen Anne, Hat and Boots in Georgetown, Fremont Troll, Nervous Nellie’s Coffee in Ballard und weitere Ziele in der Stadt ab. Für uns ist das mal eine etwas andere Art von Stadtrundfahrt ;-) Viel Zeit um die Sehenswürdigkeiten anzuschauen bleibt jedoch nicht. Es dauert jeweils nur wenige Sekunden, um aus dem Auto zu hüpfen, einem Passanten (falls vorhanden) die Kamera in die Hand zu drücken, ein Foto zu machen und wieder ins Auto zu steigen. Einige der Passanten wissen wohl nicht recht wie ihnen geschieht, andere kennen das Spiel bereits, da kurz zuvor ein anderes Team vorbeigefahren ist. Ist niemand da, um das Foto zu machen, müssen wir uns mit ausgestreckten Armen selber helfen. Erst beim letzten Punkt treffen wir wieder auf andere Rallyeteilnehmer. Zum letzten Mal vor dem Schlussspurt versperrt man uns den Weg. Schliesslich erreichen wir das Ziel, die Garage von Matt, als fünfte. Sieger ist das behelmte Paar mit einer Zeit von unter 40 Minuten. Mark und sein Morris Minor landeten auf dem dritten Platz. Es folgt die Siegerehrung und die Übergabe des Pokals in der Form eines Miniatur Space Needle, welcher von einem Rallyeteilnehmer angefertigt wurde. Jeder Teilnehmer wird ausserdem mit einem T-shirt belohnt. Schlussendlich, da sind sich wohl alle einig, sind Zeit und Rangierung allerdings zweitrangig. Zuoberst steht der Spass und das Erlebnis. Um den gelungen Event zu feiern, gehen wir in ein Restaurant, wo wir alle zusammen das Mittagessen einnehmen.

 

Bitte an der Leine führen − Obwohl die Rallye offiziell vorüber ist, geht es in flottem Tempo weiter. Skip fährt mit uns und Mark zur Hafenanlage, wo wir einen Anlass der VW-Bus Gemeinschaft vermuten. Während der Rallye sind uns nämlich immer wieder VW-Büschen entgegengekommen. Entweder ist der Anlass schon vorüber oder es hat sich um einen Fehlalarm gehandelt. Weit und breit ist kein VW-Bus in Sicht. Kurzerhand nimmt Skip eine «Abkürzung» zurück in die Stadt. Dass es sich dabei um eine Unterführung für Fussgänger handelt, kümmert ihn nicht. Genausowenig wie die Tatsache, dass auf der anderen Seite der Unterführung eine Barriere ist, die mit dem Auto unmöglich zu umfahren ist. Zum Glück öffnet ein Angestellter ohne Fragen die Schranke und lässt uns durch. Skip gibt ihm als Dank das T-shirt, welches er an der Rallye erhalten hat.

Nach diesem vergeblichen Ausflug bringen wir Mark zu seinem Auto zurück. Natürlich sagen wir nicht nein, als er uns zu einer Tour im Morris Minor einlädt. Wenn erstaunt’s, dass Lulu seither ein weiteres Traumauto hat?! ;-) Englische Autos sind halt einfach die besten!! Mark zeigt uns den botanischen Garten und die Schleusenanlage. Die Schleusenwärter haben zwar eine Schwimmweste an, sind aber zusätzlich via Leine an einem Drahtseil eingeklinkt. Dies erlaubt es ihnen, sich ohne Reinfallgefahr entlang des Schleusenbeckens zu bewegen. Wir finden diese Sicherheitsvorkehrungen etwas übertrieben. In Anbetracht des amerikanischen Justizsystems ist es aber verständlich.

 

100% Bio − Weiter geht’s zum PCC, Mark’s Lieblingsladen. In diesem Laden werden ausschliesslich Bioprodukte verkauft. Wir sind völlig erstaunt über die Vielfalt. Es gibt nichts, was man nicht als Bioprodukt kaufen kann: Obst, Gemüse, Fleisch, Wein, Brot, Honig, Marmelade, Cornflakes, Milchprodukte, Schokolade,...

 

Fremde Töne − Am Abend quetschen wir uns zu viert (Skip, Mark, Markus, Lulu) in den Morris Minor und fahren zur Old Spagetthi Factory. Skip, der sich ans Steuer setzt, hat einige Anfangsschwierigkeiten und Mark muss ihm ein paar Tricks zeigen. So wird zum Beispiel das Licht mit dem Fuss eingeschaltet. Das Essen ist, wie gewohnt in diesem Restaurant, gut und preiswert. Wir sind beim Dessert angelangt, als sich Mark und Skip plötzlich daran erinnern, dass in einer Kirche in wenigen Minuten ein Konzert des Mönchchors stattfindet. Vollgas hetzt Mark seinen Morris durch die hügeligen Strassen Seattles... (das Rallyefieber ist noch immer präsent). Als wir bei der Kirche ankommen, hat das Konzert trotzdem schon begonnen. Wir staunen... die Kirchenbänke sind alle besetzt und auch am Boden sitzen und liegen überall Leute. Noch erstaunlicher, viele der Besucher und auch einige der Mönche sind noch sehr jung. Wir setzen uns ebenfalls auf den Boden und lauschen dem klaren, lateinischen Gesang. Ein sehr spezielles Erlebnis.

Damit ist dieser ereignisreiche Tag aber noch immer nicht beendet. Im Dunkeln fahren wir durch Wohnquartiere zu einem Park mit einem Wasserturm. Mark getraut sich kaum aus dem Auto zu steigen, da der Park nachts als Schwulentreffpunkt dient. Der Watertower ist um diese Zeit verriegelt und wir bleiben deshalb nicht länger in dieser dunklen Gegend. Mark scheint es mehr als recht zu sein. Im Stechschritt marschiert er zum Auto zurück. Wohlbehalten kehren wir in Skip’s Wohnung zurück.

 

Hoch- und Tiefflieger − Ab Montag kehrt wieder der Alltag ein. Skip muss arbeiten und auch wir sitzen wieder vermehrt hinter den Compis. Trotzdem sind auch die restlichen Tage in Seattle interessant. Einmal ermöglicht uns Skip einen Höhenflug. Er arbeitet drei Tagen die Woche als Doorman in einem Condominium Tower (Eigentumswohnungsblock). Dank seinen Beziehungen dürfen wir in eines der Hochhäuser rein (normalerweise erhalten nur Bewohner und deren Besucher Einlass) und zum obersten Stock (33.) hochfahren. Von dort haben wir eine geniale Aussicht auf die Downtown und den Space Needle. Um die praktisch gleiche Aussicht als Tourist vom Space Needle aus zu geniessen, müsste man $ 13 bezahlen!

Im Gegenzug lassen wir Skip für einen Tiefflug ans Steuer von Nanuq. Es macht ihm sichtlich Spass und er hat das Gefährt sofort bestens im Griff. Markus lehnt sich auf dem Beifahrersitz entspannt zurück und Lulu nimmt hinten ein Nickerchen. Auch Mark versucht sich als LandRover-Fahrer respektive Pilot. Die ganzen Anzeigen, Lichtlein, Knöpfe, Schalter und Kabel erinnern ihn nämlich an ein kleines Flugzeug. Autos sind bei Skip und Mark ein Dauerthema. Wir können niergends hin, ohne dass sie ein spezielles Auto entdecken und bestaunen. Manchmal stecken sie eine Notiz unter den Scheibenwischer, in der sie den Besitzer anfragen, ob er das Fahrzeug eventuell verkaufen würde. Ein anderes Mal entdeckt Skip im Internet einen zum Verkauf ausgeschriebenen Ford Van. Es ist nachts um zwei Uhr und wir fahren kurzerhand für eine Autobesichtigung ans andere Ende der Stadt!!

 

Künstler − Skip ist aber auch ein geschickter Handwerker. Er zeigt uns Fotos von seinem alten Van, welchen er zum Camper umgebaut hat und von einigen Möbeln, die er designt hat. Uns gefallen seine funktionellen Arbeiten. Kein «Firlefanz» aber viele praktische und durchdachte Details. Er zeigt uns seinen Workshop in einer Garage, wo er momentan an einem alten Scooter arbeitet.

Auch Mark hat viele Talente. Im Moment verdient er sein Geld mit Gelegenheitjobs und dem Handeln mit Autos. Eigentlich ist er aber der geborene Künstler. Er zeigt uns sein Atelier, welches in einer alten Holzgarage untergebracht ist. Wow, ein solcher Raum wäre Lulu’s Traum!! Ein Punkt mehr auf der stets länger werdenden Wunschliste. Wir fühlen uns sofort wohl in dieser etwas heruntergekommen aber sehr charaktervollen Garage. Mark zeigt uns einige seiner Fotos. Er wählt ganz alltägliche Sujets, hat aber auch eine Reihe sehr farbiger und abstrakter Bilder. Das Geheimnis hinter diesen werden wir aber natürlich nicht verraten :-) Nebst der Photographie gehören auch das Singen, Schauspielern und Schreiben zu Mark’s künstlerischen Tätigkeiten. Er muss allerdings erfahren, wie schwer es ist, als Künstler Fuss zu fassen. Noch lebt er sehr bescheiden und wohnt in einem kleinen Raum im Kellergeschoss ohne WC-Anlage... aber wer weiss... vielleicht kommt der Durchbruch schon bald. Wir würden’s ihm auf jeden Fall gönnen.

Den letzten Abend in Seattle verbringen wir natürlich mit Skip und Mark. In einem indischen Restaurant geniessen wir ein vorzügliches Essen (einmal mehr erscheinen uns aber auch hier die Portionen eher als Vor- den als Hauptspeise ;-). Später schauen wir die DVD «one man’s wilderness», welche das wahre Leben eines Mannes in der Wildnis Alaskas zeigt. Ganz alleine baut er sich eine Blockhütte und verbringt dort mehrere Jahre in der Abgeschiedenheit.